2.8. Troyes - Auxerre

9. Tag

 

Mit unseren Frühstarts haben wir kein Glück. Diesmal akzeptierte der Kreditkartenautomat meine Karte nicht. Da half auch kein reiben der Karte. Mehrere Anrufe folgten, der Hotelier flitzte hin und her, zog Stöpsel, steckte um. Nach einer guten halben Stunde erhielten wir die Erklärung, der Hotelautomat war defekt. Wir zahlten cash und waren froh, daß unsere Kreditkarte keinen Defekt hat. Unsere Notfallreserve stockten wir sogleich auf.

Der nette und wohl auch ver-legene Hotelier nötigte uns als Entschädigung wenigstens eine Tasse Kaffee zu trinken. So erfuhren wir, daß er das Hotel vor einem Monat übernommen habe und daher noch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Wieder ein traumhaft sonniger Tag, morgen werde ich die Arme wohl wieder verdeckt tragen müssen.

Trotz ausgiebiger Pause werden uns die restlichen 30 Kilometer noch lang. Wir überqueren eine TGV-Linie aber kein Superzug rast für ein Erinnerungsfoto vorbei.

Unser Hotel liegt direkt an der Yonne unterhalb der Kathedrale. Ein altes Haus mit hohen Räumen, Efeu bewachsen.
Wenn wir ankommen ist für Ulrike die Tagesarbeit
noch lange nicht erledigt. Jeden Tag wäscht sie unsere Wäsche. Mit mehr oder weniger Erfolg werden dann alle Stücke möglichst luftig aufgehängt, hin und wieder nochmals ausgedrückt. Am anderen Tag sind sie wie aus dem Schrank, trocken, sauber und duftend. Eine feine Sache diese Funktionswäsche. Während Ulrike also wäscht klimpere ich unsere Tageserinnerungen in den "Organizer". Heute hat Ulrike sich noch zusätzlich als Schmiermaxe betätigt, die Ketten der Räder gesäubert und neu gefettet. Das erledigt sie zusätzlich alle drei Tage. Mir macht das immer ein schlechtes Gewissen, aber daran habe mich inzwischen gut gewöhnt.


Wir nehmen jeden Tag eine Kalziumtablette und tatsächlich haben wir bisher keinen Sonnenbrand bekommen. Ulrike kennt Sonnenbrand ja ohnehin nur vom Hörensagen oder von mir.

Die Strecke ist, wie erhofft, einsam. Die Dörfer wirken wie ausgestorben. Es rollt so dahin, eine lange Strecke am Waldrand ist uns sehr angenehm wegen der zusätzlichen Kühlung. Vor einer verlassenen Dorfschule laden uns zwei Bänke zum Frühstück ein, unsere Gedanken sind bei Ottokar, Ulrikes Vater. Wir haben ihn viel zu früh verloren und gerade er hätte wirklich ein paar Jahre mehr mit einem sonnigen, unbeschwerten Lebensabend verdient, Mist...

Gegen 13:00 erreichen wir St. Florentin, eine nette Kleinstadt mit schönem Marktplatz. Berühmt auch wegen der lokalen Käsesorten. Ich gehe einkaufen, kann mich nicht entscheiden und kaufe daher gleich zwei himmlische Käse. Ulrike schimpft, ich hätte zuviel gekauft, sie hat recht, aber das mußte ich erst einmal bestreiten.

Der Weg hoch in die Stadt war anstrengend, wir fühlten uns, als ob wir Muskelkater hätten. Wir besichtigen und bewundern wieder und hoffen inständig, daß die Dias unserem überlasteten Erinnerungsvermögen ein wenig auf die Sprünge helfen werden. Bis spät in die Nacht genießen wir die Atmosphäre dieser Sommernacht auf einem mittelalterlichen Platz vor einer Bar. Wir lassen das Stimmengewirr und das kühle Bier auf uns und in uns wirken. Spät noch gehen wir auf eine Fußgängerbrücke die über die Yonne führt. Von dort hat man einen phantastischen Blick auf das nächtliche Panorama von Auxerre, wir können uns kaum satt sehen, ein Platz für Verliebte und...
Apropos, bevor uns der Käse vom Hotelfenster fortlaufen konnte haben wir ihn mit einer exquisiten Flasche Rotwein gebunden...


Tageskm: 89 Durchschnitt: 19,39 km/h

Streckenverlauf:

Troyes - D 444 Bréviandes - D 444 bis les Bordes-Aumont, rechts ab D 66 - la Vendue-Mignot - D 1 Maupas - Jeugny - St.-Phal - Montigny - Vert - la Brosse - Coursan - Lasson - Neuvy-Sautour - N 77 St.-Florentin - N 77 Richtung Auxerre, hinter Bahnüberführung, rechts ab nach Vergigny - D 43 - links ab D 203 - Einmündung N 77 - Kreisverk., links - Auxerre.

Karten: Serie verte, Blatt 22 und 28

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