Ein Schutzengel namens Jakob
Die Erlebnisse auf alten Pilgerwegen als Tagebuch

Nach 38 Tagen erreichten die
Heinkes Santiago di Compostela.
Brauweiler (gp). Nur wenige Menschen können wahrscheinlich von sich behaupten, ein Weihnachtsgeschenk für die Ehefrau in ein Buch verwandelt zu haben. Aber auch die Freunde machten sich dafür stark, dass Holger Heinke, der als Ex-Versicherungsmann bis dato lediglich dienstliche Mitteilungen verfasst hatte, sein Tagebuch einer Pilgerreise veröffentlichte.
Holger und Ulrike Heinke lieben außergewöhnliche Reisen und er Sport ist Teil ihres Lebens. Diese Konstellation ließ Heinke auf einen eher zufällig entdeckten Bericht über eine Radtour auf dem spanischen Pilgerweg nach Santiago di Compostela "anspringen". Mit 30 Kilogramm Gepäck startete das Ehepaar am Sonntag, 25. Juli 1999, mit seinen Rädern vor der Abteilkirche, feierlich verabschiedet von der Festgesellschaft, die sich zur Einweihung der Jakobus-Stele vor der Kirche eingefunden hatte. Es war zugleich der Tag des heiligen Jakobus und da er auf einen Sonntag fiel begann ein heiliges Jahr. 2.744 Kilometer lagen an diesem Morgen vor dem Ehepaar. Eine Strecke, die die beiden in 38 Tagen mit einem Tagesschnitt von 72 Kilometern bewältigen sollten, und an deren Ende die Heilige Pforte in der Kirche in Santiago stand. Nur im heiligen Jahr ist sie geöffnet, sonst zugemauert. "Selbstkritisch-ironisch" - so beschreibt Heinke seinen Schreibstil. Und in der Tat schimmert der Schalk in den Zeilen ebenso durch wie die stets optimistische Lebenseinstellung des Paares. Ein Platten im Reifen? Kein Unglück und schon gar kein Problem. Hat man es doch frühzeitig erkannt und kann den Defekt bequem am Morgen im Hotel beheben. Auch einsetzender Regen bereitet keinen Verdruss, wenn man es zum Glück schafft, sich rechtzeitig unter zu stellen. Selbst als der Fahrradspezialist im Laden bei der Reparatur einer nach 400 Kilometern gerissenen Speiche auf die defekte Hinterrad-Felge hinweist ("Damit schaffen sie keine 1.000 Kilometer.") bleibt Heinke zuversichtlich: "Als es auf den letzten 30 Kilometern "furchtbar knackte"", griff Heinke zu einer außergewöhnlichen Maßnahme. "Ich versprach der Felge ein ehrendes Gedenken, wenn sie durchhält. Sie knackte zustimmend - und hielt." Vielleicht hat ja auch das "Jaköble" seine Finger im Spiel gehabt. Denn nachdem die Heinkes mit dem Flubzeig in die Heimat zurück gekehrt waren und Heinke das Rad in Brauweiler die letzten Meter den Berg hoch schob - erst da machte die Felge ein letztes Mal "Knack" und nichts ging mehr. Zu Weihnachten dann präsentierte Heinke seiner Frau die gesammelten Reiseerlebnisse, mit Fotos illustriert. Ermutigt von der positiven Resonanz suchte er einen Verlag der das Buch in einer Auflage von 1.000 Stück veröffentlichte. Wer die Tour nachfahren möchte, erhält hier den Streckenverlauf für jeden Tag, einschließlich der Angaben zum verwendeten Kartenmaterial.



Folgsam durchgehalten hat die Hinterrad-Felge,
die schon in der ersten Woche einen "Knacks" hatte.

zurück